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Bibelübersetzer Johann Friesen gestorben

September 27, 2024
Johann Friesen. ©Horst Martens

Daut heilje Wot opp Plautdietsch

Johann Friesen hat die Bibel ins Plautdietsche übersetzt. Am Donnerstag, den 26. September, ist der 83-jährige Bibelübersetzer verstorben. 2017 führte ich ein ausführliches Interview mit Johann Friesen, das ich nun auf dieser Homepage veröffentlichen möchte.

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Biographie: „Auf dem Lebensweg – ohne Heimat“

Johann Friesen, Kfz-Meister von Beruf, hat vor einiger Zeit die Bibel ins Plautdietsche übersetzt. Die Autobiografie ist der typische Lebenslauf eines frommen Russlanddeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Buch „Auf dem Lebensweg – ohne Heimat“ hat Friesen im Selbstverlag herausgegeben. Die Namen wurden verändert, aber sonst stimmt alles. Die Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1978 zurück, als Friesen mit seiner Frau und zehn Kindern nach Deutschland ausreisen durfte.

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Dieser Artikel setzt Anfang der 80er Jahre ein, als Friesen begann, über eine Bibelübersetzung nachzudenken. Plautdietsch FRIND stellt einige Fragen – und Johann Friesen erzählt.

Plautdietscher Taxifahrer in Australien

Was musste alles passieren, damit du mit der Bibelübersetzung anfängst?

Eigentlich musste nichts passieren, aber erlebt habe ich einiges. Im Jahr 1981 reisten zwei gläubige Freunde und ich nach Australien, um die russischen Gemeinden zu besuchen. Mein Englisch und das meines Freundes waren sehr begrenzt, aber der dritte im Bunde, mein ältester Schwager, konnte Schulenglisch. Als wir in Australien am Flughafen ankamen, brachte uns ein Taxifahrer zu der von uns angegebenen Adresse. Unterwegs unterhielten wir uns auf Plautdietsch, während der Taxifahrer durch die Stadt fuhr. Plötzlich sagte er in sehr schönem Plautdietsch zu mir: ‘Wooa kom jie hea en wea sent jie??’ Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis wir unser Ziel erreichten. Da fiel mir zum ersten Mal auf, dass wir nur russische und englische Schriften bei uns hatten. Texte in Plautdietsch wären auch eine gute Sache.

Bibelübersetzer J.J. Neufeld lernte ich in Kanada kennen

Ein Jahr später reisten wir zu dritt nach Kanada, um unsere Verwandtschaft zu besuchen. Eines Tages sagte unser Verwandter: „Kommt, wir fahren ins Büro, wo das Neue Testament von J.J. Neufeld ins Plautdietsche übersetzt wird.“ Wir waren neugierig, das zu sehen und zu erfahren, wie das gemacht wird und was man dafür braucht. Dort durfte ich dem Übersetzer bei der Arbeit zusehen.

Es gab nichts auf Plautdietsch

Ein paar Jahre später besuchte uns ein junger Mann aus Südamerika im Verlag, wo ich arbeitete. Er erzählte uns von seiner Arbeit mit Gefangenen und den Menschen, mit denen er dort zu tun hatte, unter denen auch Plautdietsche waren. Besonders erwähnte er, dass er Materialien in allen möglichen Sprachen hatte, aber nichts auf Plautdietsch. Dann sagte er zu mir: „Du sprichst gut Plautdietsch und arbeitest hier im Verlag, du musst etwas für diese Menschen tun.“

Ich hatte viel Arbeit und wir reisten in verschiedene Länder, darunter auch nach Russland und China, sodass keine Zeit für zusätzliche Aufgaben blieb. So verging ein Jahr. Der Bekannte aus Südamerika besuchte uns wieder und fragte: „Hast du etwas auf Plautdietsch gemacht?“ Beschämt musste ich zugeben, dass ich noch nichts gemacht hatte.

Das Evangelium von Johannes

Danach sprach ich zuerst mit meiner Frau und meinem besten Freund, die mich ermutigten, die Arbeit zu beginnen. Ich blieb weiterhin im Dienst des Verlags und begann mit der Übersetzung des Evangeliums von Johannes. Ein Jahr später kam der Bekannte aus Südamerika wieder und fragte: „Hast du diesmal etwas zum Mitnehmen?“ Meine Antwort: „Ja.“

Bunter Umschlag kam nicht gut an

Das war die erste Auflage des Evangeliums von Johannes. So begann die Bibelübersetzung. Ende 1999 und Anfang 2000 war die erste Auflage des Evangeliums von Johannes fertig und verteilt. Bald darauf war auch die zweite Auflage mit einem bunten Umschlag fertig, aber diese kam in Südamerika nicht gut an, weil der Umschlag bunt war. Das war eine Lehre für uns, danach wurden die Umschläge in Schwarz und Braun gestaltet.

2008 war die ganze Bibel druckfertig

Nach dem Evangelium von Johannes dauerte die restliche Übersetzung der Bibel insgesamt 6,5 Jahre. Inzwischen wurde das Neue Testament und später das Neue Testament mit Psalmen gedruckt, die von unserem Freund in der Mission „Tabea“ betreut wurden. 2007/2008 war die erste Auflage der gesamten Bibel korrigiert und druckfertig.

Welche Probleme hat ein Bibelübersetzer?

Welche Probleme hat ein Bibelübersetzer? Vielleicht kannst du anhand von Beispielen beschreiben, welches die Herausforderungen sind?

Plautdietsch nach Jack Thiessen

Johann Friesen mit der plautdietschen Bibel. ©Horst Martens

Die größten Probleme: Erstens, ich musste herausfinden, welches Wörterbuch ich verwenden sollte. Ich habe einige kleine Bücher und Wörterbücher auf Plautdietsch, um mich mit den Rechtschreibregeln zu beschäftigen. Nach kurzer Zeit entschied ich mich für das Plautdietsch von Jack Thiessen und nahm schriftlichen Kontakt mit ihm auf. Danach ließ ich das gesamte Wörterbuch in Bulgarien von einem Freund einscannen. Alle englischen Erklärungen wurden gelöscht, sodass ich nur Plautdietsch und Deutsch auf dem Computer hatte. Das erleichterte mir die gesamte Schreibarbeit.

Einige lehnten die Bibel auf Plautdietsch ab

Zweitens: Ich hatte zwei verschiedene Sprachen und Übersetzungen. Beim Lesen konnte ich nicht immer verstehen, was die Autoren uns sagen wollten. Danach suchte ich im Internet nach einer wortwörtlichen Übersetzung aus dem Grundtext ins Deutsche – wie die „Biblia Hebraica von Nestle-Aland“. Daraufhin stellte ich fest, dass die alte „Elberfelder“ und die alte „Nadalauntsche“ dem Urtext am nächsten sind. Es gab immer wieder Schwierigkeiten, nämlich dass man einige Wörter oder ganze Sätze definieren oder so ins Plautdietsche übersetzen musste, dass sie für den Leser verständlich sind. Dabei half mir ein Besuch, den ich mit einem Freund in Südamerika am Amazonas machen durfte. Aber das größte Problem war, dass einige unserer Plautdietsch-Sprecher nichts davon hielten, dass die Bibel in unsere Muttersprache übersetzt wurde.

Nach ein paar Monaten waren tausend Exemplare verkauft

Was passierte dann?

Als die Bibel bei uns im Lager „GBV“ ausgeliefert wurde, nahm jeder Mitarbeiter eine, auch diejenigen, die eigentlich nicht für den Druck gewesen waren. Sie dachten, dass Bibeln im Lager bleiben würden. Aber nach ein paar Monaten waren tausend Exemplare weg. Briefe und E-Mails kamen und kommen immer noch, auch aus dem Ausland, mit ganz verschiedenen Fragen … So wird die zweite Auflage bearbeitet und soll bald gedruckt werden.

Wie war die Resonanz auf die plautdietsche Bibel?

Allgemein gut. Nicht immer macht die Massenproduktion den besten Eindruck bei den Verbrauchern, aber der Inhalt. J. Thiesen schrieb mir einmal in einem Brief und stellte mir diese Frage: „Machst du das für Geld oder aus Überzeugung?“ Darauf schrieb ich ihm zurück: „Aus Liebe zu meinem Herrn. Er hat mehr für mich getan als ich für ihn.“

Horst Martens

Bibelübersetzung in Plattdeutsch – Mennonews.de :=: Mennonitische Nachrichten

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