Mit seinem Namen haben die US-Amerikaner so ihre Probleme: Eduard LUU-vin nennen sie ihn. Aber sonst sind sie von ihm begeistert, vor allem die Fans von St. Louis City, wo er seit vorigem Jahr unter Vertrag ist. Im besten Fußballeralter verließ er die Bundesliga und unterschrieb beim neuen Franchise der Major League Soccer einen Vertrag bis zum 31. Dezember 2026 mit der Option auf ein weiteres Jahr.
Ein „mennischa Jung“
Eduard Löwen ist ein „mennischa Jung“. Wir wissen: Eduard Löwen (die Plautdietschen sagen Leewe) ist ein Vorname und ein Nachname, der bei plautdietschen Mennoniten häufig vorkommt. Ein Blick auf Wikipedia bestätigt uns: Löwen ist ein „deutscher Fußballspieler mit russischen Wurzeln“. Und einer aus seinem Umfeld bekräftigt: „Ja, der Eduard Löwen stammt von den Mennoniten ab und hat jetzt auch noch eine Mennonitin geheiratet.“ Das war 2020.
Im Trikot der U-Nationalmannschaft
2018 war Löwen einer der wichtigsten Faktoren für den Aufstieg von Nürnberg in die 1. Bundesliga. Er gehörte zu den besten Jugendspielern. So hat er mehrere Male das Trikot mit dem Bundesadler übergestreift. Nach erfolgreichen Stationen in der U-20- und U-21-Nationalmannschaft wurde Löwen in die deutsche Olympianationalmannschaft für 2021 berufen. Er kam in allen drei Spielen zum Einsatz und erzielte in 156 Minuten ein Tor und zwei Startelfeinsätze.
Keine Anerkennung in der Bundesliga
Aber in der 1. Bundesliga klappte es nicht so richtig. Bei Hertha BSC Berlin konnte er sich nicht durchsetzen. Der Berliner Skandalverein lieh ihn an Nürnberg, an Augsburg und schließlich an Bochum aus – mit übersichtliche Erfolg. In Bochum kam er zwar auf 28 Einsätze und trug seinen Teil zum Nichtabstieg bei, aber der Trainer Thomas Reis erkannte seine Fähigkeiten nicht. Reis ist wie viele Ruhrgebiets-Trainer ein Mann mit Schnauze, aber mit nur wenig psychologischem Fingerspitzengefühl ausgestattet. Er ist dafür bekannt, seine eigenen Spieler bei der Presse schlecht zu reden und das tat er auch mit Löwen. Mal abgesehen davon, dass er Löwens Vertrag nicht verlängerte.
Großer Erfolg in den USA
Jetzt also Major League Soccer – eigentlich eine Liga für Altstars. Dort spielten David Beckham, Kaká, Andrea Pirlo, Frank Lampard, Didier Drogba und viele andere, nachdem sie in Europa ihren Zenit überschritten hatten. Aber Löwen war erst 25 und im besten Alter. Lutz Pfannenstiel, ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und jetziger Fußballdirektor und der Trainer Bradley Carnell machten ihm deutlich, welche tragende Rolle er in dem neuen Verein spielen sollte. Und jetzt schreibt Erik Asmussen am Donnerstag, 13. April 2023, in der WAZ: „Mit dem unter der Führung des deutschen Sportdirektors Lutz Pfannenstiel mischt Löwen die Liga auf.“ Was uns unglaublich freut. Und weiter heißt es: „Nach fünf Siegen belegt der Verein aus der Mississipi-Metropole den zweiten Tabellenplatz. Und auch für Löwen läuft es blendend: Der offensive Mittelfeldspieler mit der Rückennummer 10 gehört neben Ex-BVB-Keeper Roman Bürki und dem früheren Hoffenheimer Joao Klauss zu den Leistungsträgern“.
Die guten Leistungen des Teams überraschen, weil es in dieser Saison Premiere feierte und als schwächste Mannschaft eingeschätzt wurde. Als Gründe für die positive Entwicklung nennt Löwen das moderne Trainingszentrum, die Spielermanager, das Fitness-Training und das Gewicht, das auf gesundes Essen gelegt wird.
Löwen spricht Plautdietsch
Geboren wurde Löwen am 28. Januar 1998 in Idar-Oberstein. Seine Eltern waren kurz vor seiner Geburt aus Sibirien eingewandert. „Meine beiden Geschwister sind auch dort (in Sibirien) geboren“, berichtet Löwen. Und er spricht auch die Sprache der Russlandmennoniten, also Plautdietsch.
Außerdem hat er eine andere Gemeinsamkeit mit vielen Mennoniten – und nicht nur den ethnischen Mennoniten: „Ich bin seit vier Jahren gläubiger Christ und folge Jesus nach“. Das sagt er nicht nur mir gegenüber, auch gegenüber anderen Medien hält er mit seinem Glauben nicht hinter dem Berg. Als seinen Lieblings-Bibelspruch nennt er in einem Youtube-Video: „Römer 8, Vers 34: Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein.“ Löwen trinkt keinen Alkohol und kann Tattoos nicht mit seinem Glauben vereinbaren.
„Meine Frau liebt Jesus“
Vor Kurzem hat Löwen eine Familie gegründet, indem er seine Ilona heiratete. In einem Interview sagte er damals zu mir: „Das war mir auf jeden Fall wichtig, dass meine Frau denselben Hintergrund hat wie ich und vor allem Jesus von Herzen liebt. “
Löwen und seine Frau fühlen sich wohl in St. Louis. Sie wohnen in einem großen Apartment-Hochhaus mit den Fußballern Roman Bürki und Joao Klaus als Nachbarn und einem tollen Ausblick auf den Forrest Park. Gegenüber der WAZ sagte Eduard Löwen „Ich hatte in Deutschland meine Probleme. Aber hier habe ich die Freude am Fußball spielen wieder gefunden.“ Möge ihm diese Freude erhalten bleiben!
Horst Martens