Impressionen vom Mennonitischen Gemeindetag 2017. ©Horst Martens

Selbstverständlich ist jeder beim Mennonitischen Gemeindetag vom 28. April bis 1. Mai in Neuwied willkommen. Zu dieser großzügigen Aussage lasse ich mich hinreißen, obwohl ich nicht wirklich dazu gehöre. Der Gemeindetag ist eine Veranstaltung der AMG, der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden. Die meisten Mennonitengemeinden, die einen russlanddeutschen Hintergrund haben, zählen nicht zu dieser Organisation. Ich auch nicht, denn ich bin ein Mennonit in einer baptistischen Kirche.

  • Impressionen vom Mennonitischen Gemeindetag 2017. ©Martens
Und dennoch war ich 2017 in Regensburg dabei. Ich war von den Gottesdiensten, den Workshops und der Gemeinschaft sehr angetan. Der Foto-Slider bietet einen kleinen Einblick in die angebotene Vielfallt. Auch dieses Mal (28.-) ist die große Palette an Aktionen beeindruckend: Gottesdienste, Bibelarbeiten, Jugendcafé und Kinderprogramm. Und die zahlreichen Workshops: Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit, Friedenslehre, Aquarellfarben fließen lassen, Toilettenhäuser in Benin, Pilgerweg der Gerechtigkeit, Mennonitischer Arbeitskreis Polen, Zauberei im Abendprogramm, Familie Lichdi in Concert, Ausflüge in die Umgebung. Und sehr viel mehr.

Obwohl es wohl zahlreiche Verbindungen zwischen „deutschen“ und „russlanddeutschen“ Mennoniten gibt, können sie in Wirklichkeit nicht so richtig miteinander. Die einen rümpfen über die anderen die Nase. Die „Deutschen“ stoßen sich an der Frömmelei, der Kreationismus-Gläubigkeit und der evangelikalen Ausrichtung der „Plautdietschen“. Die andere Seite wiederum, die russlanddeutsche, stößt sich an der Orientierung der „Deutschen“ am Mainstream, ja am Gender Mainstream. Nachhaltigkeit, Umweltgerechtigkeit, Frieden, das sind die Schlagworte. Der insgeheime Vorwurf ist dieser: Sie gehen zu sehr mit der Welt. Natürlich ist dieses eine pauschale Beschreibung. Unterschiedliche Einfärbungen gibt es auf jeder Seite.

75 Prozent der Mennoniten in Deutschland sind plautdietsche Russlanddeutsche. Die AGM ist demnach in der Minderheit. Das Selbstverständnis ist aber ein anderes. Wohl nicht zufällig hat die AGM den Homepage-Namen „mennoniten.de“ geentert. Vor 50 Jahren gab es nur sie in der BRD – die alteingesessenen Mennoniten. Das änderte sich schlagartig, als die Russlanddeutschen zu Tausenden einwanderten. Und trotz der Einheits-Versuche vieler „Brückenbauer“ konnten sie nicht zueinander kommen. Eine kleine Episode von damals macht das Dilemma deutlich: Die Jugendgruppe einer traditionellen deutschen Mennonitengemeinde lädt die jungen Leute, die aus der damaligen Sowjetunion kamen zu einer Jugendstunde ein. Danach schließt sich ein Saunagang an. Die jugendlichen Gäste wurden nie mehr gesehen.

Die Missverständnisse gibt es bis heute. Als während der Pandemiezeiten eine Mennoniten Brüdergemeinde trotz bestehender Verbote eine Hochzeitsfeier ausrichten ließ und die massive Erkrankung von Hochzeitsgästen an die Öffentlichkeit kam, erklärte ein Pastor der AMD der FAZ, die Mennoniten Brüdergemeinde gehöre eigentlich nicht zu den Mennoniten.

Eigentlich schade. Theologisch teile ich eher die Positionen der AMD. Aber als Plautdietscher fühle ich mich eher den Russlanddeutschen zugehörig. Beide Strömungen existieren nebeneinander. Ob es mal wieder Bestrebungen geben wird, diese Kluft zu überbrücken?

Horst Martens

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2 Gedanken zu „Ein Mennonitischer Gemeindetag für alle?“
  1. Ein guter Artikel, aber die AMG ist keine Organisation, sondern eine Arbeitsgemeinschaft. (Die nebenbei erwähnt, von unten nach oben aufgebaut ist.)

    Was zum Kuckuck ist den AMD?

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