Johann Gossen, Honorarkonsul für Deutschland im paraguayischen Department Boquerón, ist nun Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Gossen erhielt die Auszeichnung aus den Händen des deutschen Botschafters in Paraguay, Dr. Holger Scherf. Bei der gleichen Zeremonie wurde auch der Honorarkonsul aus Ciudad del Este (Ostparaguay) mit demselben Orden geehrt.
In dem Gebiet, für das Gossen zuständig ist, befinden sich die deutschsprachigen Mennonitenkolonien Neuland, Fernheim und Menno. Das Honorarkonsulat hat seinen Sitz im Neuländer Zentrum Neu-Halbstadt.
Verdienste um deutschsprachige Gemeinschaft
Zum Empfang in der paraguayischen Hauptstadt Asunción waren 30 bis 40 Gäste geladen. Botschafter Scherf betonte in seiner Laudatio die Verdienste Gossens: Er habe sich für das Wohl, den Erhalt und die Weiterentwicklung der deutschsprachigen Gemeinschaft in Neuland und im zentralen Chaco engagiert – als Lehrer und Leiter von Primar- und Sekundarschulen, als Schulrat und seit 2009 als Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland.
Über 4.000 Reisepässe bearbeitet
In seiner Dankesrede äußerte Gossen: „Diese Auszeichnung … bestätigt mir, dass mein Engagement für deutsche Staatsbürger im entlegenen Chaco Paraguayo von der Bundesregierung in Berlin anerkannt und geschätzt wird.“ Gossen übernahm 2009 die Aufgaben von Heinz Braun. „In fast 15 Jahren als Honorarkonsul im Chaco bin ich tausenden deutschen Staatsbürgern begegnet und konnte ihnen vor allem bei der Beschaffung von Dokumenten helfen“, hob Gossen hervor. Er bearbeitete 5.600 Anträge, darunter über 4.000 für Reisepässe. Bisweilen ging es dabei um schnelle, unbürokratische Hilfe: „Es erfüllt mich mit besonderer Zufriedenheit, wenn der Pass oder das Visum noch rechtzeitig vor dem Abflug übergeben werden konnte, weil der Flug gebucht wurde, bevor das Ablaufdatum des Reisepasses geprüft wurde.“
Dank an Deutschland für Kulturförderung
Über nahezu 15 Jahre hinweg machte er die Bekanntschaft von fünf Botschaftern, die im Durchschnitt alle drei Jahre wechselten. Neben der Dokumentenverwaltung ging es auch um die Unterstützung der Sprachdiplomschulen und des Lehrerbildungsinstituts in Filadelfia durch die Bundesrepublik. Gossen sprach seinen Dank aus – an die Botschaft, die Oberschulzen, die Kolonien, seine Familie und als gläubiger Mennonit auch an Gott. Ein besonderer Dank galt dem deutschen Staat: „Im Namen der deutschsprachigen Einwohner des zentralen Chacos möchte ich der Bundesrepublik Deutschland an dieser Stelle für die Förderung unserer deutschen Kultur und die Möglichkeit, die deutsche Staatsangehörigkeit an unsere Nachkommen weiterzureichen, meinen herzlichen Dank aussprechen“, erklärte der Honorarkonsul.
Mehr als 90 Prozent der Kunden stammen aus den Siedlungen Menno, Fernheim und Neuland. Der Honorarkonsul von Boquerón ist bisher ein Mitarbeiter der Asociacion Colonia Neuland und damit Teil des Kolonie-Arbeiterstabs. Folglich fungierte Gossen auch als Sekretär der Kolonie und als Standesbeamter.
Möglichkeit zur Imagepflege für Deutschland
Für den Konsulat-Standort Neuland sprechen geschichtliche Gründe. Die Neuländer Siedler waren, aus der Sowjetunion fliehend, im Deutschen Reich eingebürgert worden und besitzen fast in der Gesamtheit auch heute noch die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Kolonie bietet sich nun die Möglichkeit zur Imagepflege, denn viele deutsche Staatsbürger besuchen Neuland, um ihre Dokumente zu regeln.