Foto: Landpassage im Chaco Paraguays. ©Horst Martens
Den „unersättlichen Landhunger“ der Mennoniten im Chaco kritisiert Jacob Harder, langjähriger Leiter des Colegio Filadelfia und des Instituts für Lehrerbildung in Filadelfia, in der neuesten Ausgabe des von der Kolonie Fernheim herausgegebenen Mennoblattes (1.12.2023).
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Landbesitz mehr als hundertfach größer
Der Pädagoge vergleicht den heutigen Landbesitz mit dem der Pionierzeit: „Die Kolonie Fernheim siedelte 1930-32 auf einer Gesamtfläche von 66 330 Hektar in 17 Dörfern mit rund 2000 Einwohnern an.“ Der Besitz an Land hat sich seitdem mehr als hundertfach vergrößert: „Schätzungen zufolge dürften Fernheimer (Kooperative und Einzelpersonen) über einen Landbesitz von etwa einer Million Hektar verfügen.“ Allerdings hat sich die Zahl der Bewohner auch stark vergrößert.
Landboom begann in den 70-er Jahren
Der große Landboom setzte Mitte der 70-er Jahre ein, als ausländische und inländische Investoren verstärkt Viehfarmen (Estancias) im zentralen Chaco errichten ließen. Extensive Viehwirtschaft frisst aber viel Land. Zunächst erwarben die Investoren Land in der Nähe der Kolonien, später breiteten sie sich weiter aus. Auch die Kolonie Fernheim expandierte mit Landerwerb und erreichte damit „ein hohes Maß an wirtschaftlicher Stabilität und Unabhängigkeit“. Aber jenseits einer vernünftigen Landkaufpolitik, die es ja auch gab und gibt, habe sich auch ein „unersättlicher Landhunger“ ausgebreitet. Die Kooperativen erwarben Land, das bis zu 200 km entfernt war, Einzelpersonen bauten schon in der Nähe des Pilcomayo (260 km) und am Cerro León (ca. 500 km) ihre Viehfarmen. Was Harder für die Kolonie Fernheim feststellt, gilt wohl in ähnlicher Weise auch für Menno und Neuland.
Landkauf produziert soziale Probleme
Harder legt dann den Finger in die Wunde: „Dabei ist man nicht besonders zimperlich mit rechtlich (nicht?) abgesicherten Landtiteln oder mit Landkäufen in Gebieten, wo bis vor ein paar Jahrzehnten unbehelligt die Ayoreos lebten.“ Und er stellt provokativ die Frage: „Wie sinnvoll ist es, wenn Estanzien auf dem ehemaligen Land der Indianer Geld verdienen, während diese um Filadelfia herum zum schier unlösbaren sozialen Problem werden?“ Sein Fazit, kurz zusammengefasst: „Im Thema Landbeschaffung aber ist zweifellos mehr Bescheidenheit und Vorsicht das Gebot der Stunde.“
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Weder der mennonitischen Gesellschaft noch der Landesgesellschaft ist es auf Dauer erträglich, daß relativ wenige über sehr viel Land verfügen.
Ist es vielleicht ziemlich gleichgültig ob das Land wie unter Strössner an die Generäle verteilt wurde, oder reiche Mennoniten mit der Schaffung von Arbeitsplätzen (falls sie es denn tun !!) estancias gründen?