Irene Langemann liest aus ihrem Roman „Das Gedächtnis der Töchter“
Foto: Irene Langemann liest, Edwin Warkentin moderiert, Johannes Burkhardt, Leiter des Landesarchivs, heißt Willkommen. ©Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte
Die preisgekrönte Kölner Filmemacherin Irene Langemann präsentierte am 19. September im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen ihren Roman „Das Gedächtnis der Töchter“. Entlang von sechs Frauengeschichten aus zwei Jahrhunderten erzählt Irene Langemann das bewegende Schicksal russlanddeutscher Mennoniten im Zarenreich und der Sowjetunion.
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Verbannt, entrechtet, in Arbeitslager gesteckt
Anlässlich der Ausstellungseröffnung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ luden das Kulturreferat für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte und das Landesarchiv die Autorin ein, ihren Roman in Detmold vorzustellen. In diesem Roman, den Sie ihren Eltern widmete, werden die Schicksale russlanddeutscher Frauen einer mennonitischen Familie in verschiedenen Epochen und Regionen der bewegten Kollektivgeschichte dieser Minderheit beleuchtet. Von Zaren zum Aufbau des Landes gerufen, wurden sie in späterer Zeit im Sowjetregime verbannt, entrechtet und in Arbeitslager gesteckt. Das harte Los wird im Roman aus der Frauenperspektive in beeindruckenden Bildern inszeniert und wortmächtig umgesetzt.
Totalitarismus nicht aufgearbeitet
Dass heute ausgerechnet in der früheren Heimat dieser Menschen, in der südöstlichen Ukraine das russische Militär und seine Staatsführung einen furchtbaren Krieg entfesselt hat, ist auch die Folge der nicht aufgearbeiteten Geschichte des sowjetischen Totalitarismus, so die Autorin. Als Journalistin begleitete sie über Jahrzehnte die politischen Entwicklungen in Russland kritisch. Und so entstand die Idee für den Roman, als sie aus nächster Nähe erfuhr, dass das Land sich zu einer Diktatur zurückentwickelte, in der Menschenrechte kaum eine Rolle spielen.
Empathie für Russlanddeutsche vermitteln
Das Buch soll aber auch der deutschen Gesellschaft Empathie für die Deutschen aus den postsowjetischen Staaten vermitteln. Diese Bevölkerungsgruppe fand wegen ihrer Verfolgungen und Ausgrenzungen in der früheren Heimat als Aussiedler in Deutschland Aufnahme. Über diese Zusammenhänge wüsste man hierzulande oft zu wenig bescheid.
Bewegtes Publikum
Das zahlreiche Publikum war bewegt und sichtlich gerührt von den Ausführungen der Autorin und den von ihr vorgetragenen Buchausschnitten. Selbst weit nach dem Ende der Signierstunde blieben die Besucher in Gespräche vertieft oder erkundeten die Wanderausstellung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V., dem zentralen Interessensvertreter der etwa 2,5 Millionen Spätaussiedler in Deutschland bekannt. Diese Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen.
Der Roman „Das Gedächtnis der Töchter“ ist im am 31. August im Verlag Friedenauer Presse erschienen. Die Lesung wurde moderiert von Edwin Warkentin, Leiter des Kulturreferates für Russlanddeutsche.
Quelle: Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte
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