Namensänderung hat berühmte Vorbilder: Istanbul, Paris, Loma Plata
Aus Neu-Halbstadt wird Ciudad de Neuland. Dies haben die Bürger der Kolonie Neuland im Chaco Paraguays kürzlich beschlossen.
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Für die spanisch- und guaranísprachigen Einwohner war es eine große Herausforderung, den Namen Neu-Halbstadt auszusprechen. „Sie brachen sich dabei einen ab“, sagte ein Neuländer, der anonym bleiben möchte. Diese Ausspracheprobleme führten im Laufe der Zeit dazu, dass der Name der Ortschaft kaum noch verwendet wurde. Stattdessen sprach man von „Neuland“, obwohl nur das Zentrum gemeint war.
Selbst die Nachbarn sagen „Neuland“
Die Kolonie Neuland besteht aus dem Zentrum Neu-Halbstadt und mehreren Dörfern wie Rosental, Neuendorf und Schönhorst. „Selbst die Nachbarn aus der Kolonie Menno und Fernheim sagen mittlerweile ‚Wir fahren nach Neuland‘, obwohl sie Neu-Halbstadt meinen'“, berichtet eine Neuländer Bürgerin. „Die Neuländer hingegen bezeichnen die Zentren der Nachbarkolonien weiterhin mit ihren Namen wie Filadelfia oder Loma Plata.“
Loma Plata hieß mal Sommerfeld
Namensänderungen haben eine lange Tradition und spiegeln oft politische, kulturelle und historische Veränderungen wider. Istanbul hieß früher Konstantinopel und Byzanz, New York war einst als Nieuw Amsterdam bekannt. Und in der Antike wurde Paris Lutetia genannt. Man muss jedoch nicht so weit zurückgehen, um weitere Beispiele zu finden: Loma Plata, das Zentrum der Kolonie Menno, hieß lange Zeit Sommerfeld.
Neu-Halbstadt gab es schon in Russland
Wie fast alle Ortsnamen der mennonitischen Kolonien ist Neu-Halbstadt nach einem Dorf in der ehemaligen Sowjetunion oder sogar nach Dörfern in Preußen benannt worden. Neu-Halbstadt war „ein Dorf im Nordwesten der Molotschna-Mennoniten-Siedlung in der Ukraine, am östlichen Ende des Halbstadt-Distrikts, wurde 1843 von Johann Cornies gegründet und nahm damals nur Handwerker auf“, heißt es in der englischen Wikipedia. In Halbstadt, aber besonders in Neu-Halbstadt „entstanden prächtige Gebäude … gebaut von pensionierten Landbesitzern und Dorfbewohnern, die eine Zierde für jede Stadt wären” (Blank, 106).
„Ciudad de Neuland“- eine Zierde
Auch Neu-Halbstadt, jetzt übersetzt „Stadt Neuland“, ist mit seinen schlichten, aber ansehnlichen Gebäuden, die oft hinter der üppigen Vegetation verborgen sind, durchaus eine Zierde. Den Versuch, das Zentrum umzubenennen, startete schon der Oberschulze Peter Siemens in den 90-ern. Er war längere Zeit in Asunción ansässig und verstand die Probleme, welche die Landesbevölkerung mit der Aussprache des Ortes hatten. Aber die Zeit war damals noch nicht reif, der Vorschlag verlief im Sande. Mit diesem Beschluss hat die Kolonie Neuland die bereits bestehende Realität offiziell anerkannt. „Aber die Alten werden wohl weiter von Neu-Halbstadt sprechen“, ist sich die Bürgerin sicher.
Siehe auch: https://www.neuland.com.py/ / Andreas Ens – neuer Oberschulze Neulands – Menno-Welt
Horst Martens