Im August 2024 besuchten 39 konservative Mennoniten aus Mexiko und Belize historische mennonitische Stätten in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Polen. Sie stießen auf viel Neues und auf Widersprüchliches.
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Erfahrene Reiseleitung
Johann-Peter Wiebe (r.), Vorsitzender des Mennonitischen Arbeitskreises Polen, führte die Gruppe und zeigte, wie und wo die Mennoniten in den vergangenen Jahrhunderten in Europa lebten. Wiebe organisiert seit Langem Reisen zu ehemaligen mennonitischen Stätten in Polen und ist ein erfahrener Reiseleiter. Viktor Sawatzki, bekannt als Radiomann der Segenswelle und als Reiseorganisator, übernahm die Reiseleitung.
Aufgeflammtes Interesse an Europa
Die Teilnehmer, Mitglieder der konservativen Kleinen Gemeinde, die eine evangelikale Erweckung erlebt hat, verfügen nur über begrenzte historische Kenntnisse über Europa. Einige hörten zum ersten Mal, dass vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg tobte. Sie sahen Europa mit anderen Augen als der durchschnittliche Tourist. Das neu entfachte Interesse an dem alten Kontinent und den geschichtlichen Wurzeln deutet auf eine Veränderung ihres Denkens hin.
Schockiert von Münster
Johann-Peter Wiebe berichtete, dass die Gruppe „schockiert“ über die „grausame Geschichte von Münster“ war. Das Täuferreich von Münster, in dem radikalisierte Täufer ein extremes Regime errichteten, hinterließ einen tiefen Eindruck. Im holländischen Asperen hingegen waren die Mittelamerikaner begeistert, als der Reiseleiter die heldenhafte Tat des Märtyrers Dirk Willems schilderte, der einen Verfolger rettete, der im Eis eingebrochen war.
Interesse an heutigen historischen Kirchen
Die Mexikaner wollten auch erfahren, wie Mennoniten heute in Europa leben. Mit Interesse ließen sie sich über die aktuellen Gemeinden in traditionellen mennonitischen Orten wie Witmarsum, Pingjum und Haarlem informieren. Sie waren überrascht, dass Frauen den Gottesdienst leiten und predigen. Auch der Mitgliederschwund der Doopsgezinde wurde zur Kenntnis genommen. Die Gruppe äußerte unverblümt ihre Meinung, dass die „moderne“ Einstellung der Grund für den allmählichen Niedergang der fortschrittlich ausgerichteten mennonitischen Kirchen sei.
Jeden Tag Gottesdienst
Trotz der Eindrücke einer anderen Kultur hielten sie an ihren eigenen religiösen Traditionen fest. Jeden Tag gestalteten sie einen Gottesdienst mit Predigt, eindrucksvollem Gesang und Gebet. Wiederholt sangen sie ihre Lieder in den Kirchen, was die Zuhörer beeindruckte.
TV-Team dreht Reportage
Nach Deutschland und den Niederlanden besuchten die Touristen aus Chihuahua auch das ehemalige Wirkungsgebiet der Mennoniten an der Weichsel. Auf dem Reiseplan stand das Museum in Tiegenhof, die Stadt Danzig mit ihren vielen mennonitischen Spuren und ein mennonitischer Friedhof. Ein lokales polnisches TV-Team begleitete die Touristen, deren Vorfahren ja aus diesem Gebiet stammen.
Widersprüchliches und Bewundernswertes
Die Besucher waren beeindruckt von den wirtschaftlichen Erfolgen der Vorfahren, fanden es jedoch befremdlich, dass die damaligen Mennoniten in der Produktion von alkoholischen Getränken erfolgreich waren, da Alkohol für die Mexikaner tabu ist. Auch die überbordende Darstellung religiöser Szenen des mennonitischen Künstlers Isaak van den Blocke war für sie gewöhnungsbedürftig, da in ihren Kirchengebäuden ein Bilderverbot praktiziert wird.
Tiefgehende Eindrücke
Mit vielen tiefgehenden Eindrücken kehrten sie in ihre Heimat zurück und könnten viele ihrer „Geschwister“ dazu bewegen, ebenfalls eine Reise in die „alte Heimat“ anzutreten.