„Vaspa und Meddachschlop sind obligatorische mennonitische Institutionen, die fast religiösen Charakter angenommen haben“, schreibt Jack Thiessen in seinem Plautdietsch-Wörterbuch. Während dies ironisch gemeint sein mag, schreibt Molly Wiebe Faber in ihrem Artikel „Glaube geformt durch Faspa“ in der Zeitschrift Anabaptist World ernsthaft darüber.
Vaspa – gesegnete Mahlzeit
Das plautdietscheWort Vaspa ist eigentlich nur die direkte Übersetzung des hochdeutschen Wortes Vesper. In der Bedeutung ist Vaspa etwas ganz anderes als Vesper: Es bezieht sich auf eine einfache, aber traditionelle Mahlzeit, die oft am späten Nachmittag, meistens Sonntags serviert wird. Diese Mahlzeit besteht typischerweise aus Tweeback, Botta (Butter), Wrenj (Marmelade), geschnittenem Käse, kaltem Fleisch (wie Schinken oder Worscht) und eingelegten Gurken. Es ist eine Gelegenheit für Familie und Freunde, zusammenzukommen und eine gesegnete Mahlzeit zu genießen. In Nordamerika scheint sich im Übrigen die Schreibweise „Faspa“ durchgesetzt zu haben.
Vaspa – symbolisiert das langsame Leben
Molly Wiebe Faber, eine ehemalige Schauspielerin und heutige Professorin für Theater, hat sich tiefere Gedanken darüber gemacht. „Faspa ist eines der Dinge, die ich als einen Kern des mennonitischen Weges identifiziere“, schreibt sie in Anabaptist World. „Die Faspa zwingt dazu, im Gegensatz zur heutigen Hektik, langsamer zu werden und das Leben mit denen zu genießen, die an Ihrem Tisch sitzen. Es geht um den Prozess und nicht um das Produkt des Zusammenseins.“
Ein Leben nach Gottes Vorstellung
Wiebe Faber entdeckt im Faspa eine mennonitische Essenz: „Faspa ist das kulinarische Äquivalent zu einigen der mennonitischen Eigenschaften, die ich in meiner Kindheit gelernt habe: Bescheidenheit und Gemeinschaft.“ Faspa oder Vaspa könnten uns in dieser stressigen Zeit zeigen, „wie wir langsamer werden und ein Leben führen können, das dem näher kommt, was Gott für uns im Sinn hat“.
Molly Wiebe Faber ist Assistenzprofessorin für Theater am Northwestern College in Orange City, Iowa. Sie ist Absolventin des Tabor College und der East 15 Acting School. Zuvor arbeitete sie als Schauspielerin und Schauspiellehrerin in Denver, Colorado.
Demnächst erscheint hier ein Artikel über Meddachschlop.
Siehe auch: Am Anfang ist der Freier – die plautdietsche „Tjast“ – Menno-Welt