Do. Mai 2nd, 2024

Die Fernstraße, die durch den Chaco führt und zwei Ozeane verbindet

April 20, 2023
Fertiggestellte-Strecke-des-Bioceanico-Foto.-MOPC-Regierung-Paraguay.jpg

Loading

Der “Korredor” Bi-Oceánico im Zentrum Südamerikas soll auf einer Strecke über 2.200 km den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbinden. Mitten durch den paraguayischen Chaco wird die Fernstraße führen. „Der Bi-Oceánico ist der neue Panamakanal“, sagt der mennonitische Unternehmer Egon Neufeld gegenüber BBC News. (Jane Kammern, Dienstag, 17. April 2023).

Export von Fleisch und landwirtschaftlichen Produkten

Egon Neufeld ist Viehzüchter und lebt in der Mennoniten-Kolonie Fernheim. Er und viele andere Landwirte und Viehzüchter im Chaco setzen große Erwartungen auf die Mega-Fernstraße, die Argentinien, Brasilien, Chile und Paraguay durchqueren soll. Auf dieser Straße wollen nicht nur Mennoniten Rinder und landwirtschaftliche Produkte zu den Häfen am Atlantik und Pazifik exportieren. Und wenn Egon Neufeld den Panamakanal erwähnt, dann hat das einen Grund: Paraguay ist der viertgrößte Exporteur von Sojabohnen. Um in den Pazifik zu kommen, müssen die mit Soja beladenen Schiffe tatsächlich durch den Panamakanal und damit einen großen Umweg in Kauf nehmen. Landverbindungen von Ost nach West sind auf einem primitiven Level.

Durch den Chaco führen etwa 525 Kilometer. Die erste Strecke reicht von Carmelo Peralta, das am Paraguayfluss liegt und damit Grenzstadt zu Brasilien ist, bis zu Cruce Centinela mit einem Abstecher bis in das Mennoniten-Städtchen Loma Plata. Die zweite Strecke verbindet Centinela nördlich von Loma Plata mit Mariscal Estigarriabia, die dritte Trasse führt an die argentinische Grenze.

Verbindung mit vier Häfen am Pazifik

Der Bioceánico soll Santos in Brasilien mit den vier Häfen am Pazifischen Ozean wie Antofagasta, Mejillones, Tocopilla und Iquique verbinden. Laut BBC Mundo betragen die Kosten der Gesamtinvestition 10.000 Millionen US-Dollar. In Paraguay beträgt die Investition 445 Millionen Dollar. Jedes Land soll die Fristen für seine Teilstrecke einhalten. Aber wann das Projekt fertig sein wird, steht nicht fest. Aber die Präsidenten der beteiligten Länder haben vor Kurzem noch ihren Willen bekräftigt, das Projekt voranzutreiben.

Paraguay ist am Weitesten

Foto: MOPC, Regierung von Paraguay

Am weitesten fortgeschritten ist Paraguay, das bereits die erste Teilstrecke (Carmelo Peralta – Loma Plata) abgeschlossen hat. Den Stresstest hat die Straße möglicherweise nicht bestanden, nach dem letzten großen Regen zeigten sich mehrere Absenkungen. Ob es Pfusch am Bau ist, muss noch untersucht werden. Mit dem Bau der Brücke über den Paraguayfluss, die nach Brasilien führt, ist auch schon begonnen worden.

Ureinwohner fürchten Landverlust

Bei den Ayoreo, einem Ureinwohner-Volk, dessen angestammtes Gebiet nördlich der Bioceánico-Straße liegt, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Gegenüber BBC News sagt Taguide Picanerai, junge Führungspersönlichkeit der Ayoreo: “Die neue Straße wird dazu führen, dass es mehr Viehzucht geben wird, was zu einem enormen Verlust an Artenvielfalt führen wird.” Auch über den weiteren Verlust von Territorien für die Ayoreo ist er besorgt. “Dieses Gebiet ist für uns lebenswichtig”, betont Picanerai.

Umweltschützer Miguel Lovera unterstreicht in dem BBC-Beitrag die Aussage von Pianerai: “Der Bau neuer Straßen führt zu mehr Abholzung und der Rodung von Wäldern in kleinen Flecken, was einen enormen Druck auf das fragile Ökosystem ausübt.”

Künstlerin der Nivaclé sieht Vorteile

Positiv sieht es hingegen Bianca Orqueda, eine junge Singer-Songwriterin aus der indigenen Gruppe der Nivaclé. Sie will erreichen, dass die Nivaclé „vorankommen“, was für einige bedeuten würde, den Chaco und ihre Lebensweise hinter sich zu lassen. Sie sagte BBC News: “Ich sage den Kindern, dass sie, wenn sie Ärzte, Architekten, Zahnärzte oder Musiker werden wollen, nach der Schule gehen und in eine andere Stadt gehen müssen. Hier in Filadelfia gibt es keine Universitäten, es gibt nichts, es sei denn, man will in die Landwirtschaft gehen”, sagt Orqueda. Und um wegzukommen, sind Fernstraßen das beste Mittel.

Willst du jeweils die neuesten Informationen von menno-welt.net erfahren. Dann abonniere doch den Newsletter. Trage dich hier ein: Newsletter – Menno-Welt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert