Rodeo Trébol: 350 Tiere und 20.000 Besucher

Foto: Der sich seit vier Tagen im Amt befindende Staatspräsident Santiago Peña (2.v.l.) und sein Vize, Pedro Alliana (3.v.l.), kamen in den Chaco und zeigten Interesse am Geschehen vor Ort. Egon Neufeld (l.) und Herbert Wieler (r.) erläuterten den Gästen den Rodeo bei einer Buggyfahrt.

von Uwe Friesen

Mit der Geschichte in die Zukunft – unter diesem Slogan stand die 47. Ausgabe der Expo Rodeo Trébol. Der Leitsatz wurde gewählt, um daran zu erinnern, dass seit dem ersten Treffen von Vieh- und Pferdeliebhabern im Dorf Nr. 19, Grünfeld, praktisch alles verändert wurde und vieles hinzugekommen ist. Das Ziel blieb das gleiche: der Austausch zwischen Ausstellern, Interessenten und Kunden.

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Etwa 20.000 Besucher kamen

Natürlich ist nach der Ansiedlung auf einem eigenen Gelände 1974 die ganze Ausstellung gewachsen, sowohl an Raum und Zeit wie auch an Teilnehmern. Wenn 1975 3.000 Leute teilnahmen, waren es in den letzten Jahren jeweils um die 20.000 Besucher. Die ersten Veranstaltungen liefen an einem bzw. zwei Tagen, heute läuft die Ausstellung praktisch eine Woche. 2023 hat der Vorstand von Rodeo Trébol – auf Bitten vieler Aussteller – die Veranstaltung etwas gekürzt, so dass an den Tagen von Dienstag (15. August) bis zum Sonntag (20. August) intensiv auf verschiedenen Bereichen gearbeitet, gefeiert, ausgetauscht, gehandelt usw. wurde.

Ausstellung von 350 Tieren verschiedener Rassen

Angefangen hat die Ausstellung einmal mit Pferde- und Rindersport, sowie mit der Ausstellung einiger Rinder und Pferde. Heute ist dieser Bereich einer der vielen, aber man finanziert sich immer noch selber, d. h. durch die Beiträge der Besucher und Aussteller, sowie der Sponsoren des Events. Auf dem Viehsektor waren in diesem Jahr mehr als 350 Tiere verschiedener Rassen ausgestellt. Manche der prämierten Rinder und Pferde wurden an drei Abenden versteigert und wechselten den Besitzer für ein gutes Geld (mehr als 130 versteigerte Exemplare). Aber man muss ja auch berechnen, dass die Ausstellung dieser Tiere nicht ein Tagesprojekt ist, sondern dass oftmals viele Jahre investiert wurden, bis endlich ein „Produkt“ erzielt wird, das von den Käufern begehrt ist. Erstmalig waren sechs Büffel ausgestellt. Auch Schafe konnten die Besucher bestaunen.

Pferdewettbewerb und Bullenreiten

Wichtig für die Viehzucht im Allgemeinen ist auch die Pferdehaltung, da diese noch in vielen Betrieben täglich genutzt werden. In den Genuss der guten Pferde und des Pferdesports kamen Leute am Wochenende vor der Ausstellung, und während derselben durch den Criollo-Wettbewerb, sowie durch die ausgestellten Prachtexemplare, durch den Lassierwettbewerb und den Vorführungen im Korral. Da wurden an zwei Abenden sowohl Pferde wie auch Bullen geritten. Aber auch Vorträge zu neuen Erkenntnissen in Ackerbau und Viehzucht gab es während der Rodeowoche.

Reiter zeigen ihr Können in vielerlei Weise.
Reiter zeigen ihr Können in vielerlei Weise.

Zunehmend Aussteller nicht-mennonitischer Herkunft

Auffallend ist, wenn man die Tiere und Stände der Expo Rodeo Trébol besucht, wie sich das Bild auch da gewandelt hat. Nicht nur äußerlich durch die Verbesserung der ausgestellten Rinder und Maschinen und Geräte und Dienstleistungen, sondern auch, weil ein Großteil der Aussteller nicht-mennonitischer Herkunft sind und aus allen Enden des Landes kommen; über viele Jahre kamen die Aussteller nur aus den Mennonitenkolonien im Chaco. Daran gemessen scheint diese Expo mehr Gewicht auf nationaler Ebene zu bekommen. Leute von außen sagen, dass man hier im Chaco noch sicher ist auf so einem Event, und dass es sich auch grundsätzlich finanziell lohnt, dabei zu sein.

Viele Ethnien aus Paraguay und dem Ausland

Ein weiterer Wandel, der sich in den letzten paar Jahren intensiv beobachten lässt, ist der Besuchersektor. Man begegnet eine große Kulturvielfalt, wenn man Leute beobachtet, die Rundgänge und Besuche machen, oder sich an den Aktivitäten beteiligen: viele Kulturen aus ganz Paraguay und aus dem Ausland begegnen sich, lernen sich kennen, tauschen sich aus, werden aktiv und lernen Neues hinzu.

Beim Rundgang durch die Ausstellung fallen die immer größer werdenden Maschinen für die Feldarbeit auf. Aber es gibt auch Aussteller, die gezielt Geschichtliches mit aufnehmen, sowie beim Stand von Industrial Schroeder, wo das Auto, 1976 von Johann Schroeder gebaut, bestaunt werden konnte. Der Nafta-Motor von 5 PS, überträgt seine Energie durch eine Motorradkette auf die Räder.

Wachstum des Industriesektors

Das Wachstum des Industriesektors ist ein Spiegelbild der Entwicklung im Chaco, mit der Besonderheit, dass immer mehr Unternehmen aus mennonitischen Kreisen teilnehmen, die Maschinen, Maschinenteile, Ersatzteile, Ackerbaugeräte usw. produzieren, die effektiv in der Landwirtschaft (Ackerbau und Viehzucht) eingesetzt werden. Ganze 148 Aussteller in Industrie- und Dienstleistungssektor standen den Besuchern zur Verfügung.

Um der Vielseitigen Besucherschaft möglichst gerecht zu werden, fanden verschiedene kulturelle und sportliche Events statt. Im Korral gab es Wettkämpfe zwischen Reitern (Tonnenreiten z. B.), Pferde und Bullenreiten, und zum Abschluss ein Motorradrennen, an dem sich 70 Fahrer beteiligten.

An anderen Stellen gab es Spielstände vor allem für die Kinder, und man konnte Souvenirs und Leckereien kaufen.

Buggyfahrten und Kantine für Feinschmecker

Zu einer besonderen Attraktion hat sich der Traditionssektor entwickelt. Buggyfahrten für die Familie, Reiten für Kinder, eine Kantine für Feinschmecker und Tiere zum Streicheln lockten Groß und Klein an. Besonders beliebt sind mittlerweile die Wettbewerbe im Essensbereich. Dreimal durften Leute besonderes Essen vorbereiten, dreimal wurden die Speisen von Besuchern restlos verschlungen, ein Beweis, dass die Vorbereitungen besonders gut gelungen waren, sowohl beim Guiso (Eintopf) mit getrocknetem Fleisch (Cecina), wie auch bei der Paella und dem Asado am Grill.

Der Gesangabend am Freitag war international: Die Gruppe Eraldi aus Brasilien mit Sertanejos, Familia Benítez aus Loma Plata bot paraguayische Musik dar, und hinzu kam noch ein Musikant aus Deutschland mit deutscher Volksmusik.

Die Eröffnung mit Blick in die Zukunft

Eigentlich ist ja die Eröffnung der Ausstellung Rodeo Trébol keine richtige Eröffnung, denn die Aktivitäten liefen ja schon mehrere Tage, als am Samstag, den 19. August, die öffentliche Präsentation stattfand. Aber so will es die Tradition. Und der Vorteil besteht darin, dass die Stände voll im Gange sind, die Rinder und Stände alle prämiert wurden, und viele Besucher kommen.

Neuer Staatspräsident stellt sich vor

Neben lokalen Autoritäten war in diesem Jahr der junge, neue Staatspräsident mit einem großen Gefolge am Samstagvormittag auf der Eröffnung dabei. Einige Minister, Verantwortliche aus dem Finanz- und Wirtschaftssektor, Unternehmer, Politiker usw. kamen, um sich sehen zu lassen, und um die Ausstellung zu würdigen und zu genießen. Der sich seit vier Tagen im Amt befindende Staatspräsident Santiago Peña und sein Vize, Pedro Alliana, kamen in den Chaco und zeigten Interesse am Geschehen vor Ort.

Am Sonntagabend schloss die 47. Expo Rodeo Trébol unter dem Getöse der Motoren der leidenschaftlichen Fahrer des „Chaco-Motor-Sport“ und der begeisterten Zuschauermenge.

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